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Eine Bilderreise quer durch die Alpen und Deutschland mit Jetcar Elektro 

Dies ist ein Bildbericht von einer Reise, die ich, Lars Krüger, frei von jeglichen Vorgaben privat unternommen habe. Nachdem unser Team Jetcar bei der e-miglia 2011, der bekannten E-Mobil Rallye, mit dem Jetcar Elektro den zweiten Platz gewann, wollte ich einfach nur „nach Hause“ fahren. Dabei natürlich auch Spaß haben und möglichst viele Eindrücke von der elektrischen Mobilität in der Realwelt bekommen.

Alle Bilder und Videos sind unterwegs gemacht und verlängerten die Reisezeit erheblich! Das Auto ist leider auch noch nicht von den Klebstoffresten der Rallye-Aufkleber befreit …

Der Veranstalter der e-miglia hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und allen Teams ein Zimmer in einem noblen Hotel im schweizerischen St. Moritz verschafft. Leider war ich noch so satt von der gestrigen Siegerehrung, daß ich das üppige Frühstücksangebot kaum wahrnehmen konnte.

Nach Sektdusche und Verabschiedung durch die Familie Wenger-Rosenau ging es mittags entlang eines langen Gebirgstals in Richtung Scuol oder auch Schuls.


Jetcar und das Panorama schnurrten nur so dahin. Wenn ich nicht ein paar Fotostopps gemacht und mir dabei die Beine vertreten hätte, wäre ich viel zu schnell in Deutschland gewesen.

Interessant ist, daß in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit während der Talfahrt, so viel Strom in die Batterie zurück gespeist wird, daß man in den Bergen nicht mehr verbraucht als im flachen Land auf der Autobahn.


Das Auto, mit dem ich unterwegs bin, hat lediglich zwei Gänge. Den ersten nehme ich fürs Anfahren und Steigungen, den zweiten auf der Autobahn. Im Gebirge bin ich nur im ersten Gang unterwegs. Der geht bis 95 km/h. Außerdem kann ich durch die hohe Motordrehzahl so gut elektrisch bremsen, daß ich die mechanische Bremse fast gar nicht benötige.


Samnaun hätte ich gern besucht, lasse es aber links liegen. Noch habe ich etwas Angst, meinen in München geplanten Ladehalt nicht zu schaffen. In Deutschland gibt es das sogenannte Drehstromnetz, ein Ladenetzwerk von E-Autofahrern. In Österreich habe ich etwas Vergleichbares leider nicht gefunden. Zum Glück könnte ich zur Not aber auch an JEDER Haushaltssteckdose tanken!



Der Grenzübertritt nach Österreich ist so unscheinbar, daß man ihn fast nicht bemerkt. Ich habe sofort im Kopf, daß ich jetzt wieder in Euro bezahlen könne und keine Franken mehr brauche. Aber zumindest fürs Tanken ist das egal, denn ich habe noch genug „Saft“ in den Akkus. Hunger verspüre ich immer noch keinen, denn die Landschaft und das lautlose Dahinsegeln machen mich „satt“.

Auch in Österreich gibt es immer wieder herrliche Orte, die zum Verweilen einladen. Dort einfach nur durchzufahren wäre geradezu verschwenderisch. Als Kompromiss mache ich einige kurze Pausen und geniesse kleine Örtchen und natürlich auch die klare Bergluft.


Auch die Passstraßen zieht Jetcar gut durch. Am Fernpaß habe ich erstaunlicherweise erst 51% der Batteriekapazität verbraucht.


Vorbei an der Zugspitze, kleinen Bächen und durch einige Tunnel geht es weiter in Richtung Deutschland.


Der Sonnenstrom-Mobile-Verleih in Garmisch hat tolle Solarlösungen, aber leider keine Kraftstromdose für mich. Macht nichts, ich habe ja noch genug im „Tank“ und lade im „Drehstromnetz“ in München. Bis hierher bin ich 286 km durch die Berge gefahren! Während der Ladezeit gehe ich Eis essen und schaue mich per Drehstromnetz-App auf dem Smartphone nach den nächsten Ladehalten und einer Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe von  Nürnberg um. Nach nur drei Stunden Laden habe ich wieder genügend Strom für die nächsten 200 km.


Einmal übernachten und gleichzeitig vollladen bitte im Restaurant K3 in Lauf an der Pegnitz. Da die Lademöglichkeit in keinem Ladenetzwerk verzeichnet ist, gibt es einige Verwunderung, aber Dank Voranmeldung keine Probleme. So einfach geht das! Bestens versorgt treten Mann und Untersatz den nächsten Tag an, der leider regnerisch beginnt.

280 km später will ich in Halle laden und erlebe die erste unangenehme Überraschung: Es gibt nur eine 32A Drehstromdose. Ich aber habe einen 16A-Stecker und keinen Adapter. Mist! Da habe ich mich nicht genug vorbereitet und auch nicht aufs Kleingedruckte geachtet. Mit Lichtstrom laden geht aber, wenn auch langsam. Der nette Ladehaltbetrei-ber hilft mir und chauffiert mich durch die Stadt, um eine passende Steckdose zu finden. Wir schauen überall: an Tankstellen, Industriehöfen, in Gewerbegebieten. Nichts. Oder eben noch mehr 32A Dosen. Ist Halle eine 32A-Stadt? Auch die gerade neu eingeweihte offizielle Stromtankstelle von Halle hat nur Lichtstrom. Dummerweise ist auch Sonntag und niemand da. Keine offene Werkstatt, kein Autoschrauber. Nach einer Stunde erfolg-loser Suche kehren wir zurück. Durch das Lichtstromladen habe ich wenigstens wieder etwa 15% Batteriekapazität eingeladen. Damit schaffe ich bei sparsamer Fahrweise etwa 40 km, denke ich mir und wage die Weiterreise. Immer über Landstrassen in der Hoff-nung, irgendwo mit etwas Glück noch eine passende Drehstromdose zu finden.

Hohenthurm, Gütz, Landsberg: nichts. Endlich finde ich einen Elektromeister und freue mich schon innerlich. Die freundliche Anfrage über seine Wechselsprechanlage wird aber schroff abgewiesen. Viele Nachbarn würden gern helfen, haben aber nur alte einphasige Hausanschlüsse, teilweise noch per Oberleitung.

Schließlich finde ich in Brehna eine Agrargenossenschaft, deren Tor offen steht. Agrar= große Maschinen=Drehstrom? Auf dem Gelände treffe ich das Ehepaar Killer beim Eis essen. Sie haben einen Fahrradausflug hierhin gemacht und sagen mir ohne zu zögern eine Lademöglichkeit bei sich zu Hause zu. „Dauert aber noch zwanzig Minuten, bis wir wieder zurück in Roitzsch sind!“ Die habe ich dann natürlich noch und fahre schon mal vor. Die Killers sind vorbildlich gleich mit mehreren Drehstromdosen ausgestattet!

Leider sind ihre Dosen in 4-Leiter-Technik angeschlossen. Es fehlt der Sternpunkt. Eine Brücke zum Schutzkontakt läßt den FI-Schalter auslösen. Geht also auch nicht.

Zum Glück kommt in diesem Moment Herr Killer junior vorbei. Er arbeitet in der Solarbranche und versetzt gerade einen Verteilerkasten am Gartenhaus, um sein Sonnenkraftwerk zu vergrößern.

Kurzum den Stecker vom Kabel abgeschraubt, direkt auf die Verteilerschiene geklemmt und los geht’s mit dem Solar-Schnellladen. Damit Jetcar noch schneller voll wird, lade ich zusätzlich mit Lichtstrom. Zusammen bringt das über 30% pro Stunde! Dadurch habe ich nach nur 2 1/2 Stunden genug für die restliche Fahrt nach Hause drin.

Zwischendurch wird mir der Aufenthalt durch eine Einladung zu Bier und Sonnenstromgesprächen versüßt. Auch den Strom bekomme ich geschenkt, nachdem ich meine Geschichte erzählt und wir viele Gemeinsamkeiten festgestellt haben.

Der Solarstrom war so gut, daß ich es in der Abenddämmerung auf der Autobahn etwas zügiger angehen kann und schnell zu Hause in Potsdam bin. Ich habe jetzt 915,2 km zurückgelegt, gemessen mit unseren präzise für die e-miglia kalibrierten Geräten. Die reine Fahrzeit betrug 12 Stunden und 33 Minuten. Ladezeiten nicht eingerechnet. Ein kleiner Stau auf der A9 aber schon inbegriffen. Insgesamt ergibt sich eine Durchschnitts-geschwindigkeit von knapp 73 km/h. Ganz passabel für eine gemischte Hochgebirgs- und Flachlandtour, wie ich finde.

Der ab Netz gezählte Verbrauch lag bei 10,72 kWh je 100 km. Das ist ein Klasse Wert für einen PKW! Es entspricht in etwa einem Dieselverbrauch von nur 1,1 Liter je 100 km, wenn man die Energie vergleicht. Meine längste Etappe war die von St. Moritz durch die Alpen bis München mit 286 km. Die Zellen zeigten bei diesem Kilometerstand noch nicht einmal ihr Ende an. Möglicherweise hätte ich noch über 300 km fahren können. Jetcar fuhr bei einem Reichweitentest ja auch schon einmal 353 km weit.

Den geringen Verbrauch erreichte ich natürlich nur, weil ich nicht gerast bin. Meine Höchstgeschwindigkeit während der Tour lag auf der A9 trotzdem immerhin bei 150 km/h. Maximal hätte ich mit Jetcar 180km/h schnell fahren können. Die Reichweite wäre dann aber wesentlich geringer.

Wenn ich in Halle einen passenden Adapter gehabt hätte, wäre ich mit nur einer Ladung während eines Fahrtages ausgekommen. Am nächsten Tag geht es wieder zur Arbeit.

Die Tour mit Jetcar hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich habe Länder, Leute und „elektromobilen Alltag“ kennengelernt. Ich freue mich schon auf die nächste Tour. Dann nehme ich mir einen Adapter mit …

 





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